Offenbacher Post vom 19. Oktober 2001
Objekte suchen Nähe zur Natur
„Erdspuren“ bei Bittner und Dembinski
Von J. Schreiner
Sind es Bilder oder Objekte, vielleicht Skulpturen? Es ist
nicht einfach, die Arbeiten des Lasse-Marc Riek zu klassifizieren. Eines aber
haben sie gemeinsam: die zu Grunde liegenden Materialen sind allesamt organischer
Herkunft. Sand, Gips, Asche, Bienenwachs, Kreide und Holz arbeitet der Künstler
in eigenwilliger, experimenteller Weise in seine Werke ein, die unter dem sinnigen
Titel. „Erdspuren“ derzeit in den Offenbacher Galerie Bittner und
Dembinski zu sehen sind.
Da finden zum einen sich filigran verstreute Spuren von feinkörnigem Sand,
die der Oberflächenstruktur ein leicht raues Erscheinen geben. Dann wieder
bewirken die Kratzspuren eines Spachtels ungewöhnliche Effekte im Farbauftrag.
Es verwundert nicht, dass die titellosen Arbeiten, viele davon Hochformate,
dezent erscheinen: Grau-, Beige- und Gelbtöne dominieren.
Das Leben in und mit der Natur bildlich darzustellen, ist ein Anliegen des gebürtigen
Bad Segebergers, der seit einigen Jahren in Frankfurt lebt. Eindrucksvoll kommt
dieser Ansatz bei drei Skulpturen zum Tragen. Auf stielartig geformten Ästen
platziert der 26-jährige Autodidakt Reisigbündel, die mit grobem schwarzem
Leintuch umwickelt sind. So muten diese Arbeiten wie archaische Krieger an,
erinnern aber auch an rituelle Tänzer. Ein aus Gips und Erde modellierter
Kopf mit steinernem Halsaufsatz, zu Füßen der Skulpturen platziert,
ist spannender Kontrast.
Optisch herausragend ist ein die Stirnseite der Galerie einnehmendes Großformat,
das wie eine grob verputzte Mauer anmutet. Brüchiger Mörtel, versetzt
mit herausberechendem Stroh, verleiht der Arbeit eine morbide Aura. Figurative
Elemente finden sich nur selten in der Kunst Rieks, der seine Ausstellungen
mit Performances begleitet.